Nach einer etwas längeren Fahrt, auf der sich die beiden Frauen sehr angeregt unterhielten, kamen sie an die Stelle, an welcher Elina das bunte Haus einst betreten hatte.

„Es war hier!“, rief diese aus, „Genau hier. Aber nun ist nichts mehr da.“

Zara schaute Elina misstrauisch an und trat auf die Wiese, auf der Elina bereits herum hüpfte.

„Hier stand noch nie ein Haus“, meinte Zara. „Das kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen.“

Zara schaute sich genauer um. „Eine schöne Gegend ist dies hier. Eigentlich schade, dass das Haus hier nicht steht. Aber es wäre auch zu nah an der Straße, finde ich.“

Dann ließ sie ihren Blick über die Felder schweifen. Überall lagen kleine Hügel und Wälder. Und auf einem etwas höheren Hügel stand eine kleine Kapelle und spiegelte gerade in diesem Moment die Sonnenstrahlen wider, die auf ihre Fenster fielen.

„Lass uns einen Spaziergang machen!“, schlug Zara vor.

„Ja, das ist eine gute Idee! Mal sehen, wie weit ich es mit meinen Beinen schaffe, denn gestern taten sie noch etwas weh…“, entgegnete Elina, aber schien sichtlich erfreut über die Gelegenheit, sich noch länger mit Zara austauschen zu können.

Die beiden Frauen gingen los und liefen in die Richtung des Hügels mit der kleinen Kapelle.

„Schön sieht sie aus, so erhaben dort oben“, dachte Elina und entdeckte ein kleines Kreuz auf ihrem spitzen Dach. Die Mauern waren strahlend weiß.

„Was für bunte Häuser baust du denn sonst so?“, erkundigte sich Elina beiläufig, nachdem sie ein Stück gegangen waren.

„Ich baue Häuser für Menschen, die sich etwas Besonderes wünschen. Sie wollen meist Häuser mit ungewöhnlichen Formen und in den buntesten Farben. Die Fenster sind dann rund oder weisen lustige Formen auf, sind golden umrahmt und es gibt kleine Erker und Türmchen. Oder ich baue gleich fünf Häuschen, die alle schön bunt nebeneinander auf einem Hof stehen und so ein farbenfrohes Gesamtbild ergeben“, erklärte Zara begeistert.

„Ja, das bunte Haus in meinem Traum war auch wirklich sonderbar. Es war außen bunt und schief, hatte goldene Rahmen und eingelassene Formen in den Wänden. Jedoch, an dem Tag, an dem ich mein erstes Ritual haben sollte, war es breit, klotzig und grau. Ich konnte es nicht richtig erkennen, denn es war sehr dunkel in dieser Nacht. Es sah damals nicht so aus, wie ich es das erste Mal wahrgenommen hatte“, meinte Elina nachdenklich.

Zara schaute verwirrt. „Aber was könnte das denn gewesen sein?“, wunderte sie sich. „Und du bist dir ganz sicher, dass du es wirklich gesehen hast?“

„Ja! Ganz sicher. Es war völlig real. Und Elina, also die andere Elina, war dort und empfing mich. Wobei, es ist seltsam, du hast schon recht, denn nun bin ich ja Elina. Aber zumindest in meinem Traum hatte sie mich empfangen.“ Elina schaute nun etwas skeptisch.

„Vielleicht war es dann ja doch schon in deinem Traum?“, mutmaßte Zara.

„Ich will es nicht ausschließen. Vielleicht hatte ich ja Halluzinationen, wegen des Morphins“, sagte Elina vorsichtig.

„Morphin?“, fragte Zara überrascht.

„Ja, ich hatte die ganze Zeit solche Schmerzen und bekam diese Tabletten und sie machten die Schmerzen weg. Möglicherweise habe ich geträumt und es nicht gemerkt. Denn ich hatte auch geträumt, dass Elina mich in meiner Firma abgeholt hatte und mein Chef, also, mein ehemaliger Chef wusste davon nicht das Geringste, als ich heute Morgen nachfragte“, entgegnete Elina etwas verzweifelt.

„Elina, das hört sich nicht gut an. Aber …“, murmelte Zara und dachte längere Zeit nach. „Ich hatte ja dieselben Träume wie du. Und ich habe kein Morphin genommen. Ich war zwar auch über eine längere Zeit sehr krank, ich hatte schwere Depressionen, jedoch habe ich nie irgendwelche Medikamente genommen, da ich ja rechtzeitig zu Idis gekommen bin.“

Nun fühlte sich Elina endlich richtig ernst genommen. „Du glaubst mir also?“

„Ja, das tue ich auf jeden Fall! Du bist mir ja sogar im Traum begegnet, wie ich schon sagte“, bestätigte Zara.

Plötzlich gelangten die Frauen an eine schmale unbefestigte Straße und auf der gegenüberliegenden Seite sahen sie einfach so aus dem Nichts ein großes graues Haus auftauchen. Natürlich stand es bereits da, aber sie waren so in ihr Gespräch vertieft gewesen, dass sie es erst jetzt bemerkten.

Elina blieb abrupt stehen und rief: „Das ist das Haus, durch dessen Tür ich rückwärtsgegangen bin!“

Sie schaute Zara völlig ergriffen an. „Das ist es, genau so, wie damals! Ich konnte es zwar nicht genau erkennen, aber dieses Haus hier, kann ich erkennen. Lass uns doch einmal hinter das Haus gehen. Dort müsste eine Terrasse sein und ein kleiner Garten, welcher in den Wald übergeht.“

Die beiden Frauen wurden immer aufgeregter und liefen nun im Laufschritt zu dem großen grauen Haus und schließlich darum herum. Und tatsächlich, dort gab es eine Tür, welche man über einige Treppenstufen, die auf eine kleine Terrasse führten, erreichen konnte.

„Lass uns hineinschauen!“, schlug Elina vor.

Die Beiden sprangen die Treppenstufen hinauf und schauten zur Glastür hinein und Zara stellte voller Begeisterung und Erstaunen fest, „Ja, der Trainingsraum! Ich kann es kaum glauben. Aber… es ist alles so verlassen. Der Raum ist völlig leer und der Garten ungepflegt!“

„Lass uns nach vorne gehen“, schlug Elina dann vor.

Die beiden Frauen gingen wieder zur Vorderseite des Hauses.

„Das ist es ganz bestimmt. Die Tür, durch welche ich rückwärst eingetreten bin. Allerdings hatte ich mein Auto davor geparkt und viel später bin ich im Krankenhaus aufgewacht.“ Elina schaute wieder etwas ratlos.

Die beiden schauten sich um. Nein, ein Auto war weit und breit nicht in Sicht.

 „Und Frau Weis hatte ja auch gesagt, es sei auf dem Schrottplatz gelandet.“

Dann versuchte sie fieberhaft, die einzelnen Teile zusammenzufügen, jedoch gelang es ihr nicht. Sie zuckte mit den Schultern.

„Zara, ich krieg es wirklich nicht zusammen. Aber Fakt ist, hier war ich schon einmal, wirklich!“ Elina war sich ganz sicher.

Zara nickte zustimmend. „Ich glaube dir. Aber vielleicht …“ Sie überlegte, wie sie es am besten sagen sollte, aber dann sagte sie vorsichtig, „Vielleicht war lediglich dein Geist hier.“

„Mein Geist?“, fragte Elina erstaunt.

„Ja, so etwas gibt es. Möglicherweise hat das Haus eine Bedeutung für dich und es hat dich zu sich gezogen, als dein Körper geschlafen hat“, sagte Zara nachdenklich.

Elina war sich nicht sicher, denn in ihrer Erinnerung war alles so real gewesen. Sie konnte noch spüren, wie sie sich mit ihrem Rücken gegen die Tür gelehnt hatte, aber vielleicht hatte Zara auch recht.

„Was machen wir nun?“, wollte Elina wissen.

„Nun, ich werde morgen gleich einmal herausfinden, wem dieses Haus gehört. Vielleicht können wir es kaufen und ausbauen und zu einem bunten Haus machen“, schlug Zara vor.

„Zu einem Treffpunkt der Vogelfrauen“, schwärmte Elina, die sich vor ihrem inneren Auge alles schon sehr genau vorstellen konnte.

„Ja!“, erwiderte Zara ganz begeistert, „Genau so!“

„Elina, denke doch einmal nach. Was glaubst du, was es bedeutet, dass wir beide uns über den Weg gelaufen sind?“, fragte Zara nun plötzlich.

„Nun … Ich nehme an, damit wir das bunte Haus ins Leben bringen können? Das Haus der Magischen Entfaltung …“, meinte Elina zögernd.

„Nein, denk‘ doch einmal nach! Wenn wir uns gefunden haben, dann …“ Zara schaute Elina auffordernd an und Elina beendete voller Begeisterung Zaras Satz: „Dann können wir auch die anderen finden!“

Die beiden Frauen schauten sich mit großen Augen an.

„Ja! Das ist wahr!“ Elina war ganz außer sich. „Die Traumwelt kann Realität werden!“

„Nur, wie finden wir sie?“, fragte Elina und war wieder einmal völlig ratlos.

„Hm, vielleicht über Idis? Hattest du nicht gesagt, dass du mit ihr Verbindung aufnehmen kannst? Vielleicht weiß sie, wo die anderen sind“, vermutete Zara.

„Ja, das könnte sogar sein, denn sie kann sich ja in die Herzen aller Menschen einfühlen“, stimmte Elina zu.

„Elina, warum kontaktierst du nicht Idis, solange ich mich nach dem Besitzer des grauen Hauses erkundige. Und morgen Abend treffen wir uns wieder. Du kannst zu mir ins Büro kommen. Nun, es ist nur ein ganz kleines Büro, aber ich habe es sehr schön gestaltet, es wird dir gefallen“, schlug Zara vor.

Elina nickte begeistert und sagte: „Dann haben wir ja einen Plan!“

„Es scheint so. Es ist schon interessant, dass mein nächster größerer Auftrag erst in zwei Monaten ansteht. Ich habe jetzt Zeit, mich um das bunte Haus zu kümmern“, sagte Zara erfreut. „Das passt richtig gut!“

Die beiden Frauen fuhren wieder zurück und Zara setzte Elina vor deren Haustür ab. „Schon seltsam“, sagte sie, als sie anhielt. „Gerade heute war ich in dieser Gegend unterwegs und bin, glaube ich, auch an diesem Haus vorbeigelaufen, in dem du wohnst.“

„Ja“, sagte Elina und musste grinsen, „Ich habe dich sogar von hinten gesehen. Du hattest eine rote Feder im Haar, richtig?“

Zara nickte überrascht. „Ja! Das ist wirklich ein Zufall.“

„Nun, ich glaube nicht an Zufälle“, sagte Elina und zwinkerte ihr zu. „Zara, ich freue mich so sehr, dass wir uns getroffen haben! Ich freue mich, was alles passiert ist! Es ist schon wirklich unglaublich!“

Zara nickte zustimmend. „Ich auch.“

Dann stieg Elina aus und winkte Zara nach, bis ihr Wagen um die nächste Ecke gebogen war.

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