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Lena erwachte. Sofort fiel ihr das Zeichen der Bestimmung ein und sie stand schnell auf, um es aufzumalen, denn vergessen wollte sie es schließlich nicht. Als sie versuchte, es ihrer Erinnerung entsprechend zu zeichnen, wollte es ihr nicht mehr so ganz gelingen. Es waren die Feinheiten, an welche sie sich nicht mehr erinnern konnte.

„Es war doch ein Kreis mit einem Kreuz darin gewesen…“, erinnerte sie sich, „Aber dann gab es noch etwas in der Mitte, aber wie sah das bloß aus? Ich weiß es nicht mehr! Das ist mir ja noch nie passiert!“ Lena war sichtlich überrascht, da sie sich normalerweise alles sehr gut merken konnte.

Dann aber bemerkte sie wieder den kleinen Vogel am Fenster, der sie direkt anschaute.

„Na hallo, kleiner Vogel, weißt du denn vielleicht, wie mein Zeichen aussah? Nee, weißt du bestimmt auch nicht, oder?“, sprach Lena mit ihm. Aber dann sah sie, wie da wieder etwas auf dem Fenstersims lag, und ging neugierig darauf zu, um zu sehen, was es war.

Es war eine kleine Karte, eine Einladung, mit einem kleinen roten Vogel in einem goldenen Herzen darauf.

„Die erste Etappe deiner Reise ist fast zu Ende. Komme heute Abend ins bunte Haus und bringe dein Seelenkleid mit. Deine erste Initiation wird abgehalten. Maya“

„Maya! Meine Tanzlehrerin aus dem bunten Haus!“, dachte Lena. „Aber was für eine Initiation?“ Ihr wurde etwas mulmig. Jedoch kannte sie Maya und einige der anderen Tänzerinnen ja schon und Elina würde ja auch dort sein und so freute sie sich auf einmal sehr.

Als es Abend war, fuhr Lena los. Bald darauf erreichte sie das bunte Haus. Als sie ausstieg, war es bereits dunkel und Lichter gab es so gut wie keine vor dem Haus, so dass Lena kaum sah, wo sie hintrat. Sie klopfte an die Tür, aber niemand öffnete und es war vollkommen still.

„Aber… das ist doch das bunte Haus?“, wunderte sie sich. „Wieso ist nur niemand da?“ Dann erinnerte sie sich, dass sie schon einmal vor einer verschlossenen Tür gestanden hatte – bei Mela vor der Brücke und sie fragte sich, „Soll ich denn jetzt auch so wild an die Tür klopfen wie damals bei Mela? Soll ich die Klinke vielleicht einfach herunterdrücken und eintreten?“ Gedacht, getan, aber auch, als sie die Klinke herunterdrückte, blieb die Tür verschlossen.

In diesem Moment hatte Lena das Gefühl, dass sie nicht mehr wusste, ob sie eigentlich gerade träumte oder nicht. „Vielleicht ist das ja gar nicht real und ich bin in einem Traum und vielleicht sogar bei Idis…?“ Sie dachte nach und dann rief sie, „Papili?“ Denn vielleicht kam es ja angeflogen, überlegte sie. Nichts.

Und noch einmal rief sie, „Papili!“

„Piep!“, machte es da plötzlich und dieses Mal spürte sie es sofort, denn es kam aus ihrem Herzen. „Huch? Papili?“

„Piep! Hier bin ich, ich piepe doch schon so laut ich kann“, hörte sie Papili aus ihrem Herzen rufen.

„Und … bin ich in einem Traum?“, fragte Lena dann.

„Nein“, piepte Papili, „Du bist doch beim bunten Haus. Aber du hast vergessen, dein Seelenkleid anzuziehen!“

„Ach, ich muss es bereits anziehen?“ Lena war überrascht.

„Ja, klar“, sagte Papili, als ob es das Normalste auf der Welt war.

Lena nahm also ihr Seelenkleid aus ihrer Handtasche und wechselte die Kleidung. Und sobald sie es anhatte, erleuchtete das bunte Haus und die Tür sprang auf. Als sie eintrat, sah sie, wie der Trainingsraum, in welchem sie mit Elina gearbeitet hatte, erleuchtet und voller erzählender und lachender Frauen war. Dann kam Maya auf sie zu und begrüßte sie. „Schön, dass du gekommen bist!“

„Danke für die Einladung“, sagte Lena. „Ich weiß allerdings nicht, was mich heute hier erwartet.“

Maya lächelte. „Nichts Schlimmes“, sagte sie. „Wir veranstalten heute ein Ritual zu deinen Ehren.“

Da spürte Lena plötzlich, dass ihr das unangenehm war. Sie war doch niemand Besonderes, und so viel geschafft hatte sie nun auch wieder nicht. „Zu meinen Ehren? Wieso denn?“, wollte sie wissen.

„Weil du einen sehr wichtigen Teil deiner Reise hinter dich gebracht hast!“ Maya nickte anerkennend. „Und weil wir in diesem Ritual alles miteinander verbinden werden“, fügte sie hinzu.

„Das klingt irgendwie sehr aufregend…“, sagte Lena zurückhaltend, „Ich hoffe, ich werde euch nicht enttäuschen.“ Doch Maya ignorierte Lenas Selbstzweifel und bat sie mit einer willkommen heißenden Geste herein. „Nun tritt ein und wir wollen dich feiern!“

Maya führte Lena in den großen Raum und Lena erblickte einen weiten Kreis mit Frauen, die die unterschiedlichsten Gewänder und Utensilien an und bei sich trugen. Viele waren mit Federn geschmückt und insgesamt war alles sehr bunt und voller Glanz.

„Nun tritt in unsere Mitte, Lena. Heute wirst du all das, was dir auf deiner Reise bereits begegnet ist, in diesem Kreis zusammenführen. Wir werden dich mit unserer Präsenz und Liebe unterstützen. Tun musst du es allerdings alleine!“, sagte Maya.

Da bemerkte Lena, dass sie Elina nirgends entdecken konnte. Suchend schaute sie sich um und fragte schließlich nach ihr. „Wo ist eigentlich Elina?“

Im Raum wurde es plötzlich ganz still.

„Elina…“, hörte Lena einige der Frauen flüstern.

Aber Maya brach resolut das Schweigen. „Ähm, Elina ist auf Reisen, sie kann heute Abend nicht hier sein. Lass uns jetzt dein Ritual beginnen!“

Lena beschlich ein seltsames Gefühl, irgendetwas stimmte nicht, was Elina betraf, aber Maya wollte anscheinend nichts weiter dazu sagen.

Dann forderte Maya Lena erneut auf, in die Mitte des Frauenkreises zu treten. Dort war ein kleinerer Kreis aus Blüten und Blättern gelegt worden.

„Nun“, sagte Maya, „Was ist dir alles auf deiner bisherigen Reise begegnet?“

Zuerst war es Lena peinlich, von sich und ihren Erfahrungen zu berichten, denn immer noch hatte sie das Gefühl, dass ihre Reise ja im Traum stattgefunden hatte und sie ihre Träume doch nicht einfach so preisgeben könne. Schon gar nicht vor so vielen fremden Frauen. Doch dann wurde ihr bewusst, dass diese Frauen ihr ganz und gar nicht fremd vorkamen, je länger sie hier in ihrer Mitte stand und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie auf eine magische Weise mit ihnen verbunden war.

Da begann sie, zu erzählen. Sie erzählte, wie es war, als sie die alte Mela überzeugt hatte, ihr die Diamanten zu geben. Sie erzählte, wie sie in den Palast der Vergangenheit gegangen war und dort die verschiedenen Bilder aus ihrer Kindheit gesehen und bunte Edelsteine ausgewählt hatte, die sich in Sephoras buntes Gefieder verwandelt hatten. Sie erzählte, wie sie im goldenen Keller Truhe um Truhe geöffnet und welche Schätze sie dort entdeckt hatte. Sie berichtete von dem Zauberspiegel mit den vielen Fragen und dann von Cylia, die sie als Schülerin übernehmen wollte und das auch getan hatte. Dann erzählte sie von der Schrift im Boden in der ersten Ebene und von ihrer Familie, die über sie in verschiedenen Lebensetappen sprach. Sie berichtete von den Blumen des Mitgefühls und von Papili, welches sie sehr lieb gewonnen hatte. Und sie erzählte voller Stolz von Sephora, die sich zu einem großen bunten Vogel entwickelte und die sie sehr bewunderte. Zuletzt erzählte sie von ihrem Zeichen der Bestimmung … Und in diesem Moment erschien das Zeichen in der Form leuchtenden Lichts in gewaltiger Größe direkt vor Lena.

Ein bewunderndes Raunen ging durch den Raum und die Frauen tuschelten “die Zwölfte …“, aber Lena konnte nicht verstehen, was die Frauen da sagten. Doch sie nahm wahr, dass alle Frauen wie gebannt auf Lenas Zeichen starrten.

„Beruhigt euch, Vogelfrauen! Beruhigt euch!“, rief Maya.

Augenblicklich waren die Frauen wieder still. Ihre Augen leuchteten und der Raum erhellte sich etwas durch ihr Licht.

Lena stand verunsichert in der Mitte und schaute ihr Zeichen an. „Was ist daran schon so besonders?“, fragte sie sich innerlich, aber es erschloss sich ihr nicht. Gerne hätte sich ja einmal die Zeichen der anderen Frauen gesehen …

„Nun, Lena, lege alles, was du erzählt hast in dein Zeichen!“, forderte Maya sie auf, aber Lena verstand nicht.

Maya trat zu ihr und nahm ein Blatt aus dem Blüten-Blätter-Kreis und da sah Lena, dass auf diesem Blatt in kleiner golden leuchtender Schrift etwas stand: „Ich habe einen unbeugsamen Willen, ich habe Mela alle Diamanten entlockt”. Lena spürte, dass das, was dort stand, wahr war. „Ja, das stimmt“, sagte sie zu Maya und fühlte sich etwas durchschaut.

„Nun, Lena, lege dieses Blatt in dein Zeichen!“ Und jetzt verstand Lena und sie legte das Blatt direkt in die Mitte ihres Zeichens, welches immer noch in voller Größe vor ihr stand. Da drehte sich das Zeichen plötzlich um seine eigene Achse und verfärbte sich ins Blaue.

„Wow! Das ist beeindruckend“, riefen einige Frauen und erneut ging ein Raunen der Bewunderung durch die Reihen.

Als Nächstes nahm Lena ein Blatt auf, auf welchem stand “Ich bin fähig zu purer Hingabe, ich ließ mein Zeichen von Sephora durch meine Augen fließen, ohne zu erwarten, ob und was genau passieren würde.”

„Auch das ist wahr“, stellte Lena mit Erstaunen fest und ein Leuchten ging durch den gesamten Raum. Sie legte das Blatt in ihr Zeichen und dieses verfärbte sich golden und strahlte bis in alle Ecken des Raumes hinein.

So ging es mit jedem einzelnen Blatt weiter, welches Lena vom Boden aufhob.

Als bereits einige Stunden vergangen waren, stellte sie mit Erstaunen fest, „Ich bin noch so voller Kraft und Energie, ich müsste doch eigentlich schon todmüde sein!“ Aber Lena hob ein Blatt nach dem anderen vom Boden auf und gab es in ihr Zeichen hinein.

Und auch die Frauen wurden nicht müde, ihr beizustehen und jedes einzelne Blatt voller Bewunderung zu würdigen.

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Anna Breitenöder,
Brand Empoweress

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