Lena öffnete die Tür und trat in den nächsten Raum.
„Huch? Das ist ja – Unser Zuhause!“, rief Lena erstaunt. Und tatsächlich, sie war gerade in ihr früheres Elternhaus eingetreten, in dem sie aufgewachsen war. Es war noch genau so, wie sie es in Erinnerung hatte. Da flog Papili mit einem Mal von Lenas Schulter und direkt durch die Wohnzimmertür. Schnell lief Lena ihm hinterher …
Als die beiden im Wohnzimmer angekommen waren, staunten sie nicht schlecht, denn auf dem Sofa saß Lenas ganze Familie.
„Seltsam“, dachte Lena, „Unsere Familie saß doch nie in dieser Zusammenstellung zusammen bei uns auf dem Sofa. Das sind ja alle Großeltern, Tanten, Onkel … Hm, das ist wirklich etwas seltsam. Aber gut!“ Leise trat sie ein und setzte sich auf einen Sessel, der noch leer war. Die Familienmitglieder unterhielten sich miteinander und schienen Lena gar nicht zu bemerken. Doch dann hörte diese plötzlich, dass ihre Familie sich über sie unterhielt, denn es fiel immer wieder ihr Name.
„Das muss ich mir näher anhören“, dachte sie und setzte sich nun dichter zu ihren Familienmitgliedern. Da hörte sie, wie ihre Tante gerade sagte: „Ja, Lena hat schon immer gerne ihre Freundinnen eingeladen, und wie sie dann Spiele organisiert, fast schon professionell! Da hatte sie doch immer so einen Plan mit allen Spielen und Unternehmungen, die sie mit ihren Freundinnen machen wollte. Ja, und sie haben das dann auch immer alles gemacht, großartig!“
„Naja“, erwiderte da ein Onkel, zu dem die Tante gesprochen hatte. „Aber so große Unternehmungen waren das dann auch wieder nicht. Sie haben sich in der Bücherei getroffen und gelesen, jeder für sich.“
„Ja, du hast recht“, meinte die Tante, „Aber es war immer eine andere Bücherei, in der sie sich getroffen hatten.“
„Hm, ja…“, warf ihre Oma ein, „Aber du hättest sie sehen müssen, wie sie sich neulich ihr erstes Kleid geschneidert oder vielmehr gebastelt hat. Aus lauter Lamettafäden hat sie es zusammengeknüpft! Zwei Wochen saß sie an diesem Kleid … Also ich bewundere so etwas, eine Hingabe hat dieses Kind!“
„Ach ja, das Kleid aus Lamettafäden“, erinnerte sich Lena, „Wo ist es überhaupt geblieben? Ich habe es völlig vergessen … Aber ja, da habe ich wirklich sehr lange dran gesessen. Ausgemacht hat mir das nichts, denn ich liebte den Glanz der Fäden und genoss, wie das Kleid immer mehr Form annahm!“ Lena lächelte bei dieser Erinnerung.
Dann hörte sie, wie ihr Vater etwas sagte. Erst konnte sie es nicht ganz verstehen, aber dann sagte er, „Ja, Lena ist schon ein besonderes Kind. Ich war mit ihr ja neulich spazieren und es parkten viele Autos an einer bestimmten Straße. Da muss eine Veranstaltung gewesen sein. Und dann sagte sie plötzlich, ‚Die Autos haben alle andere Schilder als die in unserer Straße!‘ Ich fragte sie, was sie damit meine und sie sagte ‚Na, unsere haben immer so dicke Zeichen und diese hier waren alle verschieden!‘ Ich gab ihr dann mein Notizbuch und sagte ihr, sie solle die Zeichen darin aufmalen, denn sie ist ja erst Vier und kann noch nicht schreiben. Und dann malte sie mir die Städtebezeichnungen aller Autokennzeichen in der richtigen Reihenfolge auf, ich habe es nachgeprüft! Sie malte erst unser Kennzeichen und dann alle anderen. Ich war absolut verblüfft! Sie hat wahrscheinlich ein sehr gutes bildliches Gedächtnis …“
„Hm, ja, das stimmt, interessant, ich wusste das gar nicht, mit den Autokennzeichen …“, dachte Lena, aber es erschien ihr nicht wirklich als etwas Besonderes, da sie sich Symbole und Zahlenreihen, die sie vor ihrem inneren Auge sah, immer noch äußerst gut merken konnte.
Dann hörte sie, wie ihre Mutter etwas sagte. „Lena hatte schon immer eine ausgeprägte Kreativität, ich verstehe gar nicht, wieso sie da nichts draus gemacht hat, jetzt ist sie schon in der Oberstufe und belegt nur Mathe und Geschichte … Dabei kann sie doch so gut schreiben …“
Lena war etwas verwirrt, ihre Familie sprach über sie, aber wohl über sie in unterschiedlichen Lebensabschnitten … Nun gut, ja, Mathe hatte sie doch nur belegt, weil ihr Vater es so gewollt hatte.
Da hörte sie, wie ihr Vater auf die Aussage ihrer Mutter einging. „Ich verstehe es ja auch nicht. Natürlich habe ich ihr immer gesagt, sie solle schauen, dass sie etwas lernt, was ihr im Leben nutzt, doch als ich ihr anbot, einen Literaturkurs zu besuchen, neben der Schule, lehnte sie ab. Vielleicht hatte sie zu viel mit der Schule zu tun … Ich weiß es nicht.“
„Hm“, dachte Lena, „Ich hatte ja gar keine Kraft und Zeit mehr, etwas anderes zu machen, so anstrengend war das mit Mathe. Ich musste ja auch doppelt so viel lernen wie die anderen, die das alles mit Links schafften!“
Langsam wurden die Stimmen leiser und Lena sah wieder Papili, das im Raum umherflog.
„Komm, Papili, lass uns gehen. Ich höre nicht mehr, was sie sagen, wahrscheinlich ist es jetzt Zeit für uns, weiterzugehen …“
Lena ging mit Papili auf der Schulter zur Tür hinaus und befand sich nun wieder auf der ersten Ebene, wo Cylia sie zuletzt allein gelassen hatte.
„Was sollen wir denn jetzt tun? Cylia ist ja nicht da und sie gab uns auch keine weiteren Anweisungen“, fragte Lena und spürte, dass Ärger und Traurigkeit in ihr hochkamen, denn es war gerade so viel über sie gesprochen worden und sie fühlte sich in diesem Augenblick wie damals, als sie ein Kind war, ganz hilflos und den Erwachsenen ausgeliefert.
Immer mehr Ärger kam zu ihr, und auch als sie fragte, „Was brauchst du und du und du?“ Doch die Ärger-Klabuwees gingen nicht darauf ein und schauten nur noch ärgerlicher. Und die Traurigkeit-Klabuwees waren nur traurig und sagten kein einziges Wort.
Da schlug Lena die Augen auf und war plötzlich wieder zuhause in ihrem Bett. Es war Morgen und der kleine Vogel klopfte mit seinem winzigen Schnabel an die Fensterscheibe. Er schaute Lena an, als ob er ihr sagen wollte. „Komm, jetzt mach endlich das Fenster auf, ich will rein!“
Im Waldhaus bemerkte Idis, dass Lena verschwunden war. Sie konnte sie nicht mehr fühlsehen und die Verbindung war einfach abgebrochen. Da klopfte es plötzlich leise an die Tür und als sie öffnete, flatterte Papili draußen herum.
„Papili! Wo hast du denn Lena gelassen?“, fragte Idis erstaunt.
„Piep! Aufgelöst, ist wahrscheinlich in ihrer Welt gelandet. Sie war ganz sauer!“, piepte Papili aufgeregt und betrübt zugleich.
„Ja, das hatte ich schon geahnt… Aber was ist passiert? Ihre Familie hatte doch lauter tolle Sachen über sie gesagt“, wunderte sich Idis.
„Sie hat sich erinnert … Und dann hat sie ein doofes Gefühl bekommen …“, entgegnete Papili.
„Hm, ich muss mit Elina in Verbindung treten“, sagte Idis.
„Und Cylia ist auch verschwunden. ‚Frisuren machen!‘ Ha! Es hat ihr wahrscheinlich ausgereicht, dass ich ihr erlaubt habe, Lena als Schülerin zu nehmen. Ich vermute, sie brauchte einfach nur das Einverständnis. Aber, dass dies dem Hohen Rat genügt, unglaublich!“ Idis war sichtlich wütend.
„Aber nun zu Elina …“, sagte sie dann und wandte sich den Vögeln zu. „Papili, kannst du bitte eine Verbindung herstellen?“
Und in diesem Moment verwandelte sich das kleine Waldhaus zu einem riesigen wunderschönen strahlenden Palast, mit weit geöffneten Fenstern und vielen strahlenden bunten Vögeln darin.
Elina kam eine Treppe herunter. „Idis, du hast mich gerufen…?“
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Herzensgrüße,
Anna