Als sie unten ankamen, sahen sie einen großen niedrigen Keller vor sich liegen. Auch hier schimmerte alles in goldenem Licht. Es war zwar alles dunkel, aber nicht unheimlich oder dergleichen. Das Gold strahlte aus allen Ecken auf Lena, Idis und Papili, sehen konnten sie jedoch nicht sehr viel. Da stieß Lena plötzlich an etwas Hartes, das auf dem Boden lag, oder vielmehr stand. Sie hob es auf, betastete den Gegenstand und erkannte, dass es sich um eine Kerze handeln musste. „Oh, eine Kerze!“, rief sie, „Papili, du kannst doch Kerzen entfachen, oder?“

„Piep“, machte Papili da und blies auf den Docht, der sofort entflammte.

„Toll!“, entfuhr es Lena, „Was mein kleines Papili alles kann. Und das, obwohl es so klein ist!“

Dann bemerkte sie, dass es noch mehr Kerzen auf dem Boden und an den Wänden gab und Papili blies auch alle weiteren Kerzen an und mit jeder Kerze wurde es heller und angenehmer um sie herum. Als der letzte Docht entzündet war, fing Papili an zu taumeln und atmete ganz schnell, im gleichen Moment fiel es zu Boden. „Papili!“, rief Lena entsetzt. Erschrocken und mit Angst in den Augen wandte sie sich an Idis. „Was ist mit Papili? Es bewegt sich nicht mehr…“

Aber Idis zog ihre Brauen kraus und hob Papili vorsichtig auf. „Papili, du sollst doch nicht so viele Kerzen auf einmal anmachen“, schimpfte sie liebevoll mit dem kleinen Vogel, „Das ist doch nun wirklich sehr anstrengend und du solltest deine Kräfte schonen!“

Papili piepte kurz etwas kläglich. „Aber ich wollte es doch für Lena machen, damit sie sieht, wie schön es hier ist, piep!“

Da lachte Idis verständnisvoll. „Na, so viele Kerzen waren es ja nun auch wieder nicht, du hast es gut gemacht, Papili, aber du bist trotzdem erschöpft!“ Lena schaute ihr Papili ganz liebevoll und dankbar an., „Was Papili heute schon alles für mich gemacht hat! Wann kann ich denn auch mal etwas für Papili tun?“

Da fiel ihr plötzlich etwas auf. „Oh, da sind ja lauter Truhen!“, sagte sie laut.

„Ja, Lena. Jede dieser Truhen enthält einen Teil deines Potenzials, welches du oben bereits entdeckt hattest und du darfst jede Truhe einzeln öffnen und schauen, was du darin entdecken kannst“, erklärte ihr Idis.

Lena ging zu einer der am nächsten stehenden Truhen, und sah, dass da „Schriftstellerin“ in schönen, geschwungenen Buchstaben auf dem Deckel stand. Papili blieb zwar auf ihrer Schulter sitzen, schaute aber ganz neugierig, was da wohl nun kommen würde.

Sie öffnete die Truhe und schaute hinein. Als erstes sah sie ein altes zerfleddertes Buch. „Oh, das… war ja einmal mein Lieblingsbuch! Wie alt war ich da bloß?“, fragte sie sich. „Es war wirklich mein allerliebstes Buch, ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich es gelesen habe.“ Und dann entdeckte sie noch ein kleines Heft. Sie nahm es heraus und als sie es öffnete, stand da: „Papili, der kleine Vogel”.

Lena zuckte zurück. „Was steht da?“, dachte sie und las nochmal, aber ja, es stand genau so da: „Papili, der kleine Vogel“. Und es war ihre eigene Handschrift. Ganz schwach kamen ihr Erinnerungen in den Sinn. „Ich hatte ein Geschichtenheft, ich erinnere mich, und ja, da war eine Geschichte über einen Vogel. Aber, dass es Papili hieß, wusste ich gar nicht mehr. Wie kann das sein?“, wunderte sie sich und kurze Zeit hatte sie das Gefühl, sich in ihrer damals aufgeschriebenen Geschichte aus ihrer Kindheit zu befinden, ja geradezu das alles schon einmal erlebt zu haben! Sie blätterte weiter und schüttelte den Kopf. „Aber all die anderen Sachen, darüber habe ich doch niemals geschrieben“, dachte sie und blätterte noch weiter. Dann gab es eine nächste Überschrift und diese lautete: “Die Befreiung des Vogelkükens”. Wieder erschrak sie. „Huch, nein, das kann nicht sein!“, dachte Lena verwirrt, aber, als sie neugierig weiterlesen wollte, verblassten die Lettern und es blieb nur noch altes, schon etwas vergilbtes Papier vor ihren Augen zurück. „Aber wie kann das sein?“, wunderte sie sich immer mehr, „Es stand doch gerade noch etwas da?“ Sie schüttelte wieder den Kopf und schaute dann zu Idis, die sie die ganze Zeit beobachtet hatte.

„Nun, nicht alles, was geschrieben steht, wird uns erlaubt, zu lesen“, sagte Idis und zwinkerte ihr verschmitzt zu, „Vielleicht sollst du es erleben…“

Lena war verwirrt, aber akzeptierte den Rat ihrer Mentorin. Dann griff sie ein weiteres Mal in die Truhe und wieder zog sie ein Heft heraus. Es war dieses Mal ein überdimensional großes Heft – eher ein Buch. Aber als sie es aufschlug, waren wieder nur weiße unbeschriebene Blätter darin. Es gab nichts Geschriebenes. Jedoch konnte sie auf jeder Seite das kleine rote Vögelchen in dem goldenen Herzen, welches sie ja schon kannte, entdecken. Und immer am oberen Rand in der Mitte einer jeden Seite.

„Seltsam, dieses Zeichen taucht immer wieder auf, jetzt ist es nun auch hier … Was es wohl zu bedeuten hat?“, fragte sich Lena, aber fand in diesem Moment keine Antwort auf ihre Frage. Also ging sie weiter zur nächsten Truhe und versuchte, deren Beschriftung zu entziffern. Sie las “Bunte Lichtkraft”.

„Spannend, so ein Potenzial hatte ich vorhin doch gar nicht entdeckt, vielleicht ist die Truhe hier nicht richtig beschriftet?“, wandte sie sich mit fragendem Blick an Idis.

„Nein, das kann nicht sein“, antwortete Idis beruhigend, „aber vielleicht ist es eine Kombination aus verschiedenen Potenzialen, das könnte sein.“

Lena öffnete die Truhe und es kam sofort eine große Wolke aus buntem Lichtstaub herausgeflogen. Sofort merkte Lena, wie Papili ganz unruhig wurde und einfach nicht mehr länger still auf ihrem Arm sitzen konnte. Es flatterte mit seinen kleinen Flügeln und flog dann schnurstracks in den bunten Nebel hinein. Als es einen Augenblick später wieder herausgeflattert kam, war es über und über bedeckt mit kunterbuntem Glitzerstaub, sodass es aussah, wie ein kleiner Regenbogenvogel. „Piep“, freute sich da Papili, „Kreativer Lichtstaub für Lena. Toll! Wenn ich das meinen Vogelfreunden erzähle, dann werden sie alle staunen!“ Und es flog tanzend in der Luft herum.

Lächelnd schloss Lena die Truhe wieder und widmete sich der Nächsten. Und so ging sie von Truhe zu Truhe und entdeckte eine Menge schöner und bunter Dinge aus ihrer Kindheit, die sie zum größten Teil bereits vergessen hatte.

Als sie alle Truhen durchgesehen hatte, wandte sie sich begeistert und erstaunt zugleich an Idis. „Ich wusste gar nicht, was für eine tolle reiche Vergangenheit ich habe! Ich kann es noch gar nicht fassen, alles, was ich heute gesehen habe, gab es wirklich in meinem Leben, aber ich hatte so vieles davon tatsächlich ganz vergessen!“

Idis schlug jubelnd die Hände über ihrem Kopf zusammen und tanzte im Kreis. „Ja, so ist das, ja, so ist das immer. Wir alle vergessen so viel und dabei ist alles so bunt und schön!“, rief sie und lachte Lena an. 

Dann gingen die Drei wieder nach oben und Lena freute sich schon auf das, was sie als Nächstes erleben würde.

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