„Nun, Lena, du hast Sephora gesehen …“, wechselte Idis das Thema. „Jetzt ist es deine Aufgabe, dich Papili zuzuwenden. Schritt für Schritt, denn es möchte sich dir immer noch nicht zu erkennen geben, aber es geht ihm schon besser. Es hat sich erholt, seit du dein Nest fertiggestellt hast.“

„Heute aber geht es darum, dass du dir dein Zeichen holst. Das Zeichen, welches dir vieles auf deiner Reise sowie dein Training erleichtern wird. Um das Zeichen zu holen, musst du allerdings eine Aufgabe bewältigen. Du darfst heute das erste Mal die Wolkentreppe hinaufgehen und in die weiße Welt eintreten. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, denn es wird dir dort dein Schutzzeichen geschenkt werden, das sehr wichtig für dich sein wird.“ Idis‘ Stimme klang nun sehr ehrfurchtsvoll und sie fuhr fort, „Ich werde dir nichts weiter dazu sagen, denn sobald du vor die Tür gehst, wirst du durch Papili geführt werden. Papili wird nicht wirklich bei dir sein, aber du wirst seine Zeichen erkennen.“

Lena schaute skeptisch. „Ob das gut geht? Was ist, wenn ich die Hinweise von Papili nicht erkenne? Ich weiß ja gar nicht, auf welche Art von Symbolen ich überhaupt achten soll!“

„Ach, ich bin mir sicher, dass du sie erkennst“, gab Idis zurück. „Hol dir dein Nest um dich!“

„Mein Nest um mich holen? Vivid?“, fragte Lena erstaunt. „Aber wie …“, begann Lena, jedoch in dem Moment, in welchem Lena den Namen ihres Nestes ausgesprochen hatte, spürte sie, wie sich die leuchtenden Farben ihres Nestes, verwebt mit der Zeit und dem von ihr gegebenen Namen, um sie herum anordneten. Wie eine ätherische Hülle.

„Vivid! Und es ist … mehr eine Kugel, als ein Nest“, stellte Lena nun fest. Und in Vivid eingehüllt, marschierte Lena los.

 

Lena lief also los. Sie würde ja ein Zeichen von Papili erhalten, um ihren Weg zur Wolkentreppe zu finden. Und nach einiger Zeit kam sie an eine Weggabelung.

„Das ist nun die Stelle, an welcher ich wohl einen Hinweis erhalten werde“, dachte Lena. „Aber ich sehe nichts.“ Ratlos stand Lena nun vor der Weggabelung, aber eine Entscheidung fiel schwer. Beide Abzweigungen sahen nahezu identisch aus. „Bitte… Zeichen, komm!“, bat Lena innerlich und suchte akribisch mit ihren Augen die Umgebung ab. „Vielleicht hat es ja etwas mit einem Vogel zu tun? Vielleicht hat mich Papili ja womöglich begleitet, aber es versteckt sich vor mir?“

Plötzlich hörte sie ein ihr wohlbekanntes Piepen. „Piep!“ machte es. Lena schaute sich um. Und wieder machte es „Piep!“ aber da war nichts. Doch da fiel es Lena wieder ein, „Letztes Mal kam das Piepen ja aus meinem Herzen … und tatsächlich, das Piepen kommt wieder aus meiner Herzgegend …“

„Piep!“

„Ja, piep!“, dachte Lena, „aber was will es mir denn sagen?“

Verzweifelt setzte sich Lena auf den Erdboden und kaum saß sie, sah sie auf dem Boden vor sich einen kleinen roten Vogel in einem goldenen Herzen. Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre das Herz auf den Boden gemalt. Doch als sie näher hinsah, war es, als ob es lediglich auf den Boden projiziert wurde oder leicht darüber schwebte.

„Ich bin mir sicher, dass es das Zeichen ist, das Idis gemeint hat“, dachte sie. „Jedoch, wohin will es mich führen?“

Das Herz war links neben ihr und genau auf der Seite des linken Weges platziert. Und der Schnabel des Vogels zeigte geradewegs in die Richtung der linken Abzweigung.

„Also ist es klar!“, dachte Lena, „Ich werde den linken Weg wählen!“

Plötzlich erschien es ihr völlig einleuchtend, dass es der linke Weg war, den sie wählen sollte und sie wunderte sich, dass sie vor einigen Minuten noch gezweifelt hatte. Da bemerkte sie auch, dass dieser viel heller leuchtete, als der rechte Weg. „Wieso ist mir das bloß vorhin nicht aufgefallen?“, fragte sie sich verwundert und ging dann weiter.

Am Ende des linken Weges entdeckte Lena den Fuß einer Treppe mit leuchtenden weißen Stufen. Sie schaute nach oben und erkannte, dass es sich dabei um eine Wendeltreppe handelte, die bis in die Wolken hinauf ragte. Rundherum um die Treppe hatten sich einzelne Wolkenschleier gerankt, als wären sie wilder Efeu. „Wieso schweben die Wolken nur so tief?“, dachte Lena überrascht. „Aber vielleicht heißt sie aus diesem Grund Wolkentreppe. Ich steige einfach hinauf, so wie es Idis mir gesagt hat.“ Behutsam begann Lena nach oben zu steigen.

Nach zehn Stufen gelangte sie an eine Tür, auf welche das Wort “Welt” gepinselt worden war. „Welt“, dachte sie. „Was das wohl zu bedeuten hat?“

Als sie eintrat, fand sie sich plötzlich inmitten einer Gruppe von Künstlern wieder, die jeweils an einem anderen kreativen Objekt arbeiteten. Manche malten etwas, andere erschufen seltsam anmutende Dinge und wiederum andere nähten Gewänder an Puppen, die überall im Raum verteilt standen. So genau konnte Lena es aber nicht erkennen, denn das Bild vor ihr verschwamm immer wieder. Was sie aber dennoch wahrnahm, war eine bunte, glitzernde Welt voll konzentriert-inspiriertem Arbeiten, und sie spürte, wie sie davon erfasst wurde und sich nur schwer wieder losreißen konnte.

Doch plötzlich befand sie sich wieder auf der Treppe. „Ich werde geschoben!“, stellte sie fest. „Als wenn mich eine fremde Kraft in den Raum hinein und wieder hinausgeschoben hätte …“ Da sie aber nach oben wollte, ging sie weitere zehn Stufen empor und befand sich gleich darauf vor einer weiteren Tür. Auf dieser stand dieses Mal “Handeln”. Nach kurzem Zögern trat Lena ein. Nun stand sie inmitten eines kleinen Ateliers, in welchem sie nun selbst an einem großen Gemälde arbeitete. Jedoch bemerkte sie gleich darauf, dass sie nicht alleine war. Und dann erkannte sie, dass sie nicht ihr eigenes Bild malte, sondern das Bild einer anderen Person bearbeitete. Doch sie malte nicht nur, sondern fuhr mit ihren Händen über die Leinwand und immer, wenn sie mit ihren Fingern darüber glitt, erschienen Farben und Töne, sowie bestimmte Bewegungen, die wiederum bereits erschaffene Bildtöne bewegten, verflüssigten und in farbigen, schimmernden Nebel verwandelten.

Doch auch hier stand sie im nächsten Augenblick schon wieder außen auf der Treppe und wieder ging sie weiter die Stufen hinauf, bis sie an eine Tür kam, auf der dieses Mal das Wort “Gabe” stand. Dieses Mal ging sie beherzter hindurch und befand sich inmitten der Welt, die nun hinter dieser Tür verborgen lag. „Irgendwie geht alles immer schneller und schneller“, hatte sie das Gefühl und dann sah sie ein Wort an sich vorüberfliegen und es lautete ungefähr “Andlerin”, aber sie verstand es nicht. Die Buchstaben prägten sich ihr jedoch ein.

Gleich darauf befand sie sich wieder eine Ebene höher und die Tür, auf der nun eine Zahl stand, schlug vor ihr auf, als wäre ein Windstoß hereingeweht! Dort konnte sie einen kleinen Vogel erkennen, der von einer schemenhaften Frauenfigur im Arm gehalten wurde. Lena, die immer noch draußen auf der Treppe stand, konnte nur einen kurzen Blick in die Welt hinter dieser Tür werfen. Jedoch hinterließ diese einen tiefen emotionalen Eindruck in ihr.

Dann wurde sie fast auf magische Weise die Treppenstufen weiter emporgeschoben und stand sogleich vor der nächsten Tür. Diesmal stand das Wort “Karte” auf dem Holz. Nun wurde sie wie in einem Sog in die Tür hineingespült und sah, wie sich eine weitere Welt stetig von Frühling in Sommer, dann in Herbst, in Winter und wieder in Frühling verwandelte. Es war ein frohes Farbenspiel und am liebsten wäre Lena sofort losgelaufen und hätte sich mitten in diese sich wandelnde Natur gestellt. Doch, noch bevor sie diesen Gedanken ganz beenden konnte, befand sie sich bereits auf der nächsthöheren Ebene.

Und an dieser Tür stand das Wort “Du”. Wieder schlug die Tür wie durch Geisterhand auf und kurz darauf sah sich Lena selbst in einem strahlenden Gewand und sehr, sehr glücklich lächelnd, in dem Raum hinter dieser Türe stehen. Doch sogleich wurde sie wieder auf magische Weise eine Ebene höher gedrückt und sah gerade noch, dass es in der Welt hinter dieser Tür nichts außer einem einzigen Gemälde gab, das auf einer Staffelei stand. Es war vollständig weiß. Aber ganz am unteren Rand war ein kleines goldenes Herz mit einem roten Vogel aufgemalt. „Wieder dieser rote Vogel“, dachte Lena, aber da flog der Vogel mit einem Mal aus dem goldenen Herzen und einfach zur Tür hinaus. Lena schaute ihm ganz erstaunt nach, aber da war er schon fortgeflogen.

In diesem Moment hörte der Sog, den sie die ganze Zeit erfahren hatte, auf. Draußen jedoch gab es noch Treppenstufen, und Lena dachte, „Idis sagte mir, ich solle bis ganz nach oben gehen“, und so stieg sie nun auch noch die letzten Stufen empor.

Dies waren tatsächlich die letzten Stufen, denn nun kam sie auf eine weite weiße Ebene, die weder nach oben noch nach unten führte, noch war irgendwo eine weitere Tür zu sehen. Sehr still war es dort.

„Das muss die weiße Welt sein, denn es gibt nichts als weißen dicken Nebel“, dachte Lena. „Und hier soll ich ja mein Schutzzeichen erhalten.“

Und plötzlich sah sie etwas vor sich. Etwas kleines Blaues, ja ein kleines blaues Ei, schwebte direkt vor ihr über dem Nebel. Es legte sich direkt in ihre Hände. Die Schale war leicht transparent und in seiner Mitte pulsierte ganz leicht ein goldenes Licht. “Piep!“, machte es da. Und Lena entdeckte wieder den roten Vogel. Er zwitscherte ihr zu und jetzt verstand sie, was er ihr sagen wollte. „Verwahre es in deinem Herzen!“

Lena nickte und legte das blau-goldene Ei in die Mitte ihres Herzens. Die weiße Welt wurde gleich darauf immer blasser und Lena spürte, dass sie nun den Rückweg antreten musste. So stieg sie die Treppenstufen wieder hinab.

Alle Türen waren noch geöffnet und im Vorbeigehen sah sie das Gemälde mit dem kleinen goldenen Herzen, allerdings dieses Mal ohne Vogel, und als sie noch einmal genauer hinschaute, saß dieser nun am oberen Bildrand.  Sie sah sich selbst immer noch freudig strahlend, jedoch jetzt trug sie ein rotes Kleid. Bei all den übrigen Ebenen hatte sich nichts geändert. Schließlich saß Lena, erschlagen von den vielen Eindrücken, auf der untersten Stufe der Wolkentreppe.

 

Da erwachte sie, gemütlich in ihre Decke eingekuschelt. Noch ganz benommen von ihrem Traum, schlug sie die Augen auf und ihr Blick fiel auf den kleinen roten Vogel auf der Schachtel mit Goldstaub, die Elina ihr gegeben hatte. Sie nahm diese und öffnete sie, um etwas Goldstaub um sich herum zu verstreuen, und obwohl sie starke Schmerzen hatte und am liebsten wieder Morphin genommen hätte, tat sie es dieses Mal nicht. Sie hatte begonnen, Elina auf eine ganz besondere Art und Weise zu vertrauen und glaubte daran, dass ihr der Goldstaub helfen würde.

Nach einer Weile wurden die Schmerzen tatsächlich weniger und Lena stand auf. Ein neuer Tag bei Elina stand bevor und Lena freute sich das erste Mal in ihrem Leben so richtig auf „ihre Arbeit“. Es war eine Freude, die sie so noch nie zuvor erlebt hatte. Ihr Leben bestand seit vielen Jahren aus reiner Pflichterfüllung, sei es beruflich, gesellschaftlich oder familiär. Sie war es vollkommen gewohnt zu funktionieren. Doch diese Art der Freude, die gerade in ihr aufstieg, war neu. Kaum konnte sie es erwarten, bei Elina zu sein und ihr von ihrem Schutzzeichen zu erzählen.

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Herzensgrüße,
Anna